Firmenchronik 1930 - 2021
Mitglied der Friseurinnung München seit 1930
| Wer sich schon immer gefragt hat, was diese runden 'Teile' da bei den Friseuren eigentlich sein sollen: Das ist die 'Baderschale', das Zunftzeichen der Friseure seit dem frühen Mittelalter - bis heute. Bereits bei den späten Germanen gab es am Ende des Dorfes ein 'Badehäuschen', woraus sich dann im Laufe der Zeit 'Badestuben' entwickelten, woraus dann wiederum die 'Baderstuben' wurden, in welchen gebadet, Haare und Bärte geschnitten sowie chirurgische Eingriffe, Amputationen und Zahnbehandlungen vorgenommen wurden.
Die moderne Chirurgie, die Zahnmedizin - auch wenn die das heute freilich nicht mehr gerne hören - und das Friseurhandwerk haben also eine gemeinsame Wurzel: Den Bader. Früher war es für die Schulmedizin ..."unwürdig, sich mit Körpersäften zu besudeln..." - also mussten die 'Leidgeplagten' für Abhilfe zum Bader!
Darüber hinaus (es badeten Männlein und Weiblein im selben Zuber, 'soll' es dabei natürlich auch zu 'unzüchtigen Handlungen' gekommen sein, weswegen das Friseurhandwerk lange Zeit über ein 'wenig' in Verruf gewesen ist.
Mit diesen Baderschalen, mit Stöcken darauf schlagend, zogen im Mittelalter die Lehrbuben des Badermeisters durch die Gassen was den Menschen anzeigen sollte, dass das Wasser in der Baderstube heiß und frisch zubereitet war. Da ging jetzt wieder ein bissl der 'Stilkundler' mit mir durch - ich hab u. a. dieses Fach jahrelang an der Meisterschule für Friseure doziert, und habe es geliebt...
| 1930 am 1. Juli, gründeten der gelernte Friseur Michael und die gelernte Büro-Sekretärin Rosina Simmet, geborene Jungbauer, die, nachdem mein Opa um ihre Hand angehalten hatte, eine Umschulung (gab‘s damals auch schon!) zur Friseurin absolvierte, im heutigen Restaurant „El Greco“ (vormals „Delphi“, damals „Café Sonne“) in der Josef-Frankl-Str. 30, damals Bahnhofstraße, in Feldmoching den „Damen- und Herrenfriseur Simmet“. Als ihr erster Vermieter bankrott ging, zogen sie mit ihrem Geschäft ins Nachbarhaus, Josef-Frankl-Str. 28, damals Bahnhofstraße, in welchem sich heute die Fahrschule Adrian befindet.
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| 1934 kauften sie das Anwesen Josef-Frankl-Str. 53 (Bahnhofstraße 16 - siehe original Kaufvertrag links) und bauten den vorderen Teil des Hauses zum Friseurgeschäft um. Die Wiedereröffnung war 1936. Nachdem junge Menschen seinerzeit nichts geschenkt bekamen, liehen die beiden sich von meinem Urgroßvater Josef Jungbauer, dem Vater meiner Oma, 10.000 Reichsmark. 7.700 RM kostete das Haus, und für die restlichen 2.300 RM führten sie die Umbau- und Einrichtungsmaßnahmen durch. 1 Reichsmark entspricht in etwa heute dem Wert von 4,20 EUR - damals sehr viel Geld! 75 RM hatten die beiden monatlich (ab April 1935) an meinen Urgroßvater zurückzuzahlen, 78 RM monatlich ab Oktober 1936, selbst als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach und mein Opa eingezogen wurde, zahlte Oma weiter. | Die 'Handwerkskarte' stammt aus 1930 zur Firmengründung
Original Lehrzeugnis und Prüfungszeugnis meines Opas und Firmengründers Michael Simmet von 1927. Wer sich mit der Schrift beim Prüfungszeugnis schwer tut: "...als Gesellenstück bzw. Arbeitsprobe hat er gefertigt - einen Zopf, Haarschneiden und Rasieren..." - ja,...das ist heutzutage freilich ein bisschen aufwändiger :-)...
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Rasierszene ca. um 1936 - hier seift meine Oma einen Kunden ein... rasiert hat ihn aber dann aber der Opa, weil meine Oma hauptsächlich die Damen bedient und onduliert hat - die letzte Kundin noch Ende der 1980er, und noch immer mit ihrem originalen, alten Onduliereisen (siehe Schaukasten) samt dazugehörigem Ofen zum Erhitzen desselben! Eines meiner absoluten Lieblingsbilder
1945 nach dem Krieg, stieg die Zahl der Kunden stetig, es konnten aufgrund der räumlichen Verhältnisse jedoch nur 2 Mitarbeiter beschäftigt werden. Damalige Arbeitszeiten täglich von 7 Uhr morgens bis abends unbegrenzt, wobei es meist auch morgens vor 7 Uhr nicht so genau genommen wurde, wenn bereits Kunden vor dem Laden anstanden. Michael Simmet agierte darüber hinaus für die Friseurinnung München als Bezirksinnungsmeister, damals so etwas wie der Ansprechpartner vor Ort für die Anliegen und Sorgen der Zunft-Kollegen. | Der Damensalon in den 1950ern (siehe Tab 'Feldmoching' Raum II)
| Der Herrennsalon in den 1950ern (siehe Tab 'Feldmoching' Raum I)
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(rechts) Unser Verkaufsschrank in den 1950er Jahren:
Seinerzeit kaufte man alles an Drogerie- und Parfümerieprodukten noch beim Friseur - von der Zahnpasta bis hin zum Verhüterli.... (auf Zuflüstern hinter vorgehaltener Hand ausschließlich der männlichen Kundschaft, von meinem Opa diskret aus den unteren Schubläden geholt). Mein Papa (Raimund Simmet sen.) hat mir einmal erzählt, dass er lange gar nicht wusste, was ‚die‘ da immer so verstohlen tuschelten und herumkramten...
...vom Nagelpflegeset bis zum Geschenk für seine Frau... - Kämme, Bürsten, Taft, Brisk, 47/11 Eau de Cologne - Alles gab‘s beim Simmet!
Ach...übrigens...Puppen wurden damals auch noch repariert, Ohrlöcher gestochen und in der Garage hinterm Haus Hunde geschoren!
Ich kenne den Salon so auch noch aus meiner früheren Kindheit, und werde beim Betrachten dieser Bilder sehr wehmütig!
An schönen Laden hast ghabt Opa! |
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| 1953 trat der Sohn der beiden, Raimund Simmet sen., nach bestandener Gesellenprüfung in das Geschäft ein.
1959 absolvierte Raimund Simmet sen. Mit Erfolg die Meisterprüfung und kümmerte sich fortan um alle fachlichen Angelegenheiten.
1968 übernahm Raimund Simmet sen. gemeinsam mit seiner Ehefrau Edeltraud den Salon von seinen Eltern Michael und Rosina.
1976 entschließt sich Raimund Simmet sen. zusammen mit seiner Frau, den Laden nach gegebenen Möglichkeiten zu erweitern und zu modernisieren. Es konnten nun 4 Mitarbeiter/innen beschäftigt werden. Unvergessen unsere beiden Herrenfriseure, der Weitl Franzi und Fritz Gürster „Herr Fritz“, zwei lustige Schlitzohren an die ich gerne zurückdenke, weil sie oft ihre Späße mit mir trieben. Nur ein einziges Mal hat der Fritz seine ‚Contenance‘ verloren: Als die freche Friseurin Jutta, ebenfalls sehr lange bei uns beschäftigt, an Weiberfasching dem „Fritzl“ die Krawatte abgeschnitten hatte. Hat sie auch nur EINMAL in den ganzen Jahren...
Gerne erinnere ich mich auch noch daran, wie meine Oma wöchentlich Samstags in den Laden kam, um frisiert zu werden, und mir hinterher immer ganz stolz ihre frischgelegten Wasserwellen präsentierte, und ich jedesmal darauf neckend feststellte, dass sie wieder wun-der-schöne frische „Trambahnschienen“ (Friseurbezeichnung für die klassischen Wasserwellen) habe...
1984 am 5. Mai stirbt Firmengründer Michael Simmet im Alter von 74 Jahren.
| 1986 mit Beginn der Ausbildung von Raimund Simmet jun. (jetziger Inhaber) zum Friseur (Lehrbetrieb: „Munich Hair Academy“, damals noch "Info-Trend-Studio", Ausbilder Christian Siferlinger und Günter König in der Landwehrstraße), eröffnete die Familie Simmet ein 2. Geschäft in der Ratkisstr. 1 im Hasenbergl. Die Mitarbeiterzahl wuchs nun auf 11 an.
1991 trat der Sohn Raimund Simmet jun. (Gesellenprüfung nach erfolgreicher Lehrzeitverkürzung im Januar 1989) nach absolvierter Militär- zeit in den Betrieb in der Ratkisstr. 1 ein. |
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| 1995 übernahm Raimund Simmet jun. nach erfolgreich absolvierter Meisterprüfung (Februar 1995) als Gesellschafter der elterlichen GbR die fachliche Leitung des Betriebes in der Ratkisstr. 1. Die Eltern führen nach wie vor unser ‚Stammlokal‘, den Salon in der Josef-Frankl-Str. weiter.
2000 am 17.09. stirbt Firmenmitgründerin Rosina Simmet im Alter von fast 93 Jahren.
2008 im Dezember mit dem Umzug der Filiale Ratkisstr.1 in die Lerchenauer Str. 145, erfolgte die alleinige Übernahme der Filiale durch Raimund Simmet jun. sowie deren cosmopolitische Umbenennung in ‚INstyle professional hairdressers‘ mit neu gestaltetem Firmenlogo. | 2010 geht Firmeninhaber Raimund Simmet sen. mit 74 Jahren, nach 61 ‚Dienstjahren‘ in seinen wohlverdienten Ruhestand. Den Salon in der Josef-Frankl-Str. führt und leitet dessen Ehefrau Edeltraud Simmet, meine Mama, nun in Alleinregie weiter.
2013 im November folgt die Eröffnung einer weiteren INstyle-Filiale im Wohnstift Augustinum, Weitlstr. 66, durch Raimund Simmet jun.
2017 zum 01.01. übernimmt Raimund Simmet jun. von seiner Mutter Edeltraud nun auch den Salon in der Josef-Frankl-Str. und ist seither alleiniger Inhaber der Gesamtfirma Friseur Simmet, die jetzt insgesamt in ‚INstyle professional hairdressers‘ mit einheitlichem Firmen-Logo sowie dem Namenszusatz ‚Simmet Friseure‘ umbenannt wird. Die Mitarbeiterzahl beträgt nun 15. In diesem Zusammenhang muss noch eine Mitarbeiterin genannt werden, die alle 3 Inhaber-Generationen ‚beim Simmet‘ miterlebt hat: Lydia Raith! Unser ‚Lyderl‘ begann im September 1979 bei meinen Eltern in der Josef-Frankl-Str. die Lehre (frisierte meiner Oma noch deren ‚Trambahnschienen‘), und ist nunmehr (fast ununterbrochen) seit 42 Jahren (!) bis zum heutigen Tage im selben Salon als Mitarbeiterin tätig!
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| 2020 im Juli, hatten wir während der Corona-Pandemie unser 90-jähriges Firmenjubiläum, welches wir gottseidank während einer Zeit der Lockerungen im Sommer - an alter Wirkungsstätte, im Garten des 'El Greco' nämlich - mit allen Mitarbeiterinnen sowie den ehemaligen Inhabern, meinen Eltern, gebührend feiern konnten! |
‚Der Simmet‘ - auch wenn er jetzt „neimodisch“ ‚INstyle‘ heisst - ist mit Abstand das älteste noch existierende Ladengeschäft Feldmochings, und am hoffentlich weiterhin langen und erfolgreichen Weiterbestehen unserer Betriebe vermag weder Corona noch andere Widernisse etwas zu ändern! | |